Sonntag, September 03, 2006

BDI - Thumann-Worthülsen zum Thema Innovationen

Bürgerprojekt Photovoltaik
(Kolumne Folge 6)

In der ADAC-Motorwelt 10/2005 schreibt der Präsident des BDI, Herr Jürgen R. Thumann über die Stärke der deutschen Industrie.
„Made in Germany ist weltweit anerkannt….“

Zitat:

„Wir müssen unsere Stärken in Forschung, Technologie und Innovation offensiv ausbauen. Bei vielen dieser Faktoren steht Deutschland immer noch gut da: Man denke an die hohe Zahl der Patente, den innovativen Mittelstand und die Ausbildung der Arbeitskräfte. Die Wirtschaftspolitik der letzten Jahre hat jedoch zu wenig auf Wertschöpfungspotenziale bei wissensbasierten, forschungsintensiven, innovativen Produkten und Dienstleistungen gesetzt.

Nur im Ausbau von Wissensvorsprüngen liegt unsere ökonomische Zukunft. Die Generierung von Ideen und deren Umsetzung in innovative Produkte und Verfahren sind für uns der Schlüssel zur Zukunft. Wir haben nach wie vor enorme wirtschaftliche Zukunftspotenziale, und wir haben alle Chancen, diese Potenziale zu erschließen. Die Politik bleibt aufgefordert, die Rahmenbedingungen hierfür zu setzen, für Wachstum und Beschäftigung sorgen dann die Unternehmer.“ Zitat Ende


Man kann jedem dieser Sätze uneingeschränkt zustimmen.
Wenn man das liest, müssten Umweltschützer und Unternehmer eigentlich Hand in Hand gehen und ein glückliches Paar bilden.

Eine der innovativsten Branchen in Deutschland sind die Zukunftstechnologien der regenerativen Energien. Ob z.B. bei Photovoltaik, Windkraft, Geothermie, es finden hier „Quantensprünge“ in der Entwicklung und der Umsetzung in Produkte statt. Nach dem, was Herr Thumann sagt, müsste der BDI uneingeschränkt die Förderung der regenerativen Energien unterstützen. Das Energie-Einspeise-Gesetz (EEG) erfüllt alle Voraussetzungen, um die Aussagen des BDI-Präsidenten in praktische, reale Produkte und Verfahren umzusetzen. Die Bürger sind bereit, hierfür einen Anteil von 3% ihrer jährlichen Stromrechnung, das ist ein halber Cent pro kwp, ca. € 18,-- im Jahr zu bezahlen.

Dennoch versucht der BDI in seinen Positionspapieren (www.bdi-online.de) zum EEG einseitige Industriepolitik der etablierten Unternehmen zu betreiben. Der Staat hatte früher mit hohen Subventionen die alten Industrien jahrzehntelang unterstützt, sei es bei Werften, Kohle oder Stahl. Der Staat hat durch das EEG erreicht, dass keine Subventionen fließen müssen, sondern die Bürger über den Strompreis die Innovationen und Techniken der Zukunft mitbezahlen. Niemand hätte was dagegen, wenn die Industrie dies selbst massiv tun würde.

Durch das EEG fließt das Geld aber nicht zu den Stromkonzernen, sondern in die Taschen der Bürger, die solche Anlagen bauen. Die Marktwirtschaft hat nun mal die Eigenschaft, dass bei technologischem Wandel neue Wettbewerber auf den Markt treten, wenn die bisherigen Unternehmen sich nicht mitwandeln.


Wir müssen das Wissenspotential schöpfen, Innovationen fordern und fördern.


Wenn in den nächsten Jahren hunderttausende von Bürger-Unternehmern als Marktteilnehmer auftreten, die gar keinen Strom mehr von der Industrie brauchen, ist das in den Augen des BDI und der interessierten Industriekreise wie das Öffnen der „Büchse der Pandora“. Man sollte Verständnis haben, wenn die Stromkonzerne Angst davor haben. Strom, den man nicht selbst verkaufen kann, bringt keinen Gewinn.

Energie ist aber nicht nur ein rein ökonomisches Thema. Wie Energie erzeugt wird, ist für die Menschheit eine zentrale Frage aus ökologischer und sozialer Sicht. Nachhaltige Marktwirtschaft wird eine zentrale Aufgabe moderner Politik sein.


Diese Kolumne (Folge 6) wurde für das Bürgerprojekt Photovoltaik von Dietmar Helmer geschrieben.

Bürgerstrom mit Photovoltaik

Bürgerprojekt Photovoltaik
(Kolumne Folge 5)

Wir hatten zuletzt erfahren, dass eine Einzelperson, die als Verbraucher und als Unternehmer mit einem Kapitaleinsatz von € 7.000 engagiert ist, den durch ihn/sie verursachten CO2 – Verbrauch um 0,65 t senken kann, wenn der persönliche Stromverbrauch zu 100% aus regenerativer Sonnenenergie produziert wird.
Nebenbei kann man mit einer Verzinsung von 3%-4% über die Dauer von 20 Jahren dank garantierter Stromeinspeisevergütung rechnen.
(http://www.erneuerbare-energien.de/inhalt/5982/)

Je mehr Menschen sich heute entschließen, in Photovoltaik zu investieren, desto schneller ist es möglich, für immer mehr Menschen diese Technologie nutzbar zu machen. Wir haben die Möglichkeit und die Verantwortung dafür, dass auch die Entwicklungsländer eine faire Chance haben, Zugang zu diesen Technologien zu marktfähigen Preisen zu bekommen.
Wer den Begriff „Nachhaltige Entwicklung“ ernst nimmt, welcher sich aus der Verbindung Ökonomie-Ökologie-Soziales gestaltet, (http://www.learn-line.nrw.de/angebote/agenda21/info/nachhalt.htm), wird die nachhaltigen Effekte eine Industriepolitik begreifen, die allen Menschen und der Umwelt zugute kommt.

Nichts spricht dagegen, dass ein kwp Solaranlage in 15-20 Jahren nur noch € 1.000 oder sogar weniger kostet. Demnach könnte eine kwh für 10ct vermarktet werden, möglicherweise sogar weniger.

Da z.B. Kohlekraftwerke mit moderner Technik zur Vermeidung von Emissionen ausgestattet werden müssen und es die Natur von Unternehmen ist, Preise zu steigern, werden wir bis dahin die 10ct leicht erreicht haben, sodass auch die Photovoltaik den Markteintritt schaffen wird.
Alles Spekulation? Die Verfahrenstechnik ist revolutionär auf dem Gebiet der Photovoltaik. Ganz nebenbei sei erwähnt, dass für die Entdeckung des photovoltaischen Effektes Albert Einstein im Jahre 1921 den Physiknobelpreis erhalten hat. (http://www.energieland.nrw.de/service/brosch_
down/Photovoltaik.pdf
)
Heute werden über 90% des Solarzellenmarktes von Zellen auf Siliziumbasis beliefert. Es gibt sehr vielversprechende Zellen, die auf Dünnschichtverfahren beruhen. (http://www.zsw-bw.de/de/%20main.html ) Bei Massenherstellung dieser Produkte werden die Preise einen schnelleren Schub nach unten machen, als wenn man nur auf die Siliziumtechnik setzt.
Richtig aufregend wird das Thema Photovoltaik, wenn man dem Visionär Martin Roscheisen glauben kann. Die Firma Nanosolar (http://www.nanosolar.com/index.html) geht davon aus, dass Solarzellen auf nanotechnologischer Basis nur noch ein Zehntel des heutigen Preises kosten werden. (Handelsblatt, 27.09.05).

Die Zukunft beginnt jeden Tag. Die Unerschöpflichkeit unseres Geistes wird uns aufzeigen, dass eine moderne Energieversorgung auf regenerativer Basis möglich ist. Dass bei diesen ökonomischen Veränderungsprozessen Unternehmen, die sich nicht weiter entwickeln auf der Strecke bleiben, ist sonnenklar.
Wollen wir hoffen, dass es in Deutschland genug Unternehmer gibt, die bereit sind, diese Herausforderung anzunehmen und sich für Arbeitsplätze auch in Deutschland einsetzen.
Die Politik hat es in der Hand, einen innovationsgünstigen Rahmen zu setzen.

Diese Kolumne (Folge 5) wurde für das Bürgerprojekt Photovoltaik von Dietmar Helmer geschrieben.